Karate – das ist japanisch und heisst, der Weg der leeren Hand. Damit soll verdeutlicht werden, dass es sich um eine waffenlose Kampfkunst handelt. Seinen Ursprung hat Karate in Okinawa. Es gibt vier verschiedene Haupt-Stilrichtungen: Shotokan, Gōjū-Ryū, Wado-Ryu und Shito-Ryu. Der Stil Shotokan, dessen Symbol der Tiger ist, ist der mit Abstand meist verbreitetste Stil. Praktiziert wird er auch an der Kampfsportschule Karate-Dô Basilisk.
Es gibt insgesamt zwei Schulen, eine in Allschwil und die andere in Illnau, die beide von Giovanni Maltese geführt werden. Bereits als Teenager begann der gebürtige Basler mit dem Kampfsport Karate. Aufgrund seines Talents durfte er bald selbst trainieren. Jahrelang hat der 49-Jährige als Trainer in verschiedenen Schulen gearbeitet – bis er sich dazu entschloss, selber eine Schule zu gründen.
Seinem Beruf als Lüftungszeichner blieb der Familienvater aber immer treu. Allerdings hat er sich immer weitergebildet, sodass er heute als HLK-Ingenieur HTL arbeitet. Die Schule hat er im Sommer 2010 gegründet und führt sie nebenher.
Zum Karate kam ich, als ich mit 14 Jahren dazu eingeladen wurde, bei einem Karatetraining zuzuschauen. In wenigen Minuten nur spürte ich gleich die tolle Stimmung in diesem Raum. Der Eichen-Parkettboden sah damals schon abgenutzt aus, war aber immer noch hart genug an, um sich darauf Blasen zu holen. Was sich dann auch später, als ich dort zu trainieren begann, schmerzhaft bestätigt hat.
Ich kann mir auch nicht erklären warum, aber bereits nach kurzer Zeit durfte ich das Aufwärmtraining leiten – was mich mit Stolz erfüllte. In dieser Schule gab es viele sehr talentierte Schüler, die leider alle irgendwann aufgehört hatten; was ich sehr bedauerte. Einerseits konnte ich ihnen beim Training nicht mehr zuschauen und so von ihnen lernen, andererseits waren es sehr gute Freunde. Ich blieb als einziger zurück, weshalb ich wohl mehr und mehr ins Training miteinbezogen wurde. Das machte mir richtig viel Spass.
Besonders beeindruckt hat mich mein damaliger Lehrer Antonio Scoglio Sensei. Er hat das Training konsequent und hart, aber trotzdem auch herzlich, durchgeführt.
Ich bin davon überzeugt, dass sich das Karatetraining psychisch wie auch physisch positiv auf mich ausgewirkt hat – und das tut es noch immer! Das regelmässige Training gibt mir die nötige Kraft und Kondition, um den Schülern Karate beizubringen. Es ist manchmal ziemlich anstrengend, aber es lohnt sich. Als ich damals mit dem Karate begonnen hatte, hatte mein damaliger Lehrer etwas Mitleid mit mir. Aber nach den vielen Trainingsstunden musste er das nicht mehr.
Bei mir kann man Karate und seit kurzem auch Krav Maga trainieren. Ich unterrichte Shotokan Karate.
Nach einem kurzen Aufwärmen geht es mit dem Grundtraining los. Je nach Niveau – erkennbar an der Gurtfarbe – üben wir die unterschiedlichen Grundschultechniken ein. Das Grundschultraining ist im engeren Sinn ein Karategymnastik, sprich ein Fitnessprogramm. Denn diese Übungen dienen nicht alle zum Kämpfen, sondern nur zur Stärkung des Körpers. Das Resultat ist eine perfekte Körperspannung, die es ermöglicht sehr dynamischen Bewegungen ausführen zu können.
Nach einer kurzen Pause üben wir entweder die Formen namens Kata oder wir beginnen mit den Kampfübungen, sprich Kumite.
Ich lege sehr grossen Wert darauf, dass die in der Kata ausgeführten Techniken mit einem Partner intensiv geübt werden. Denn das ist die eigentliche Selbstverteidigung. Sie wird stufenweise und je nach Können erklärt und dann langsam geübt. Wer sich traut, kann stückchenweise die Geschwindigkeit und die Kraft erhöhen. Das Ziel ist es, sich im Happo-Kumite, sprich in der Selbstverteidigung mit Angreifern aus acht verschiedenen Richtungen zu behaupten.
Ich kann das nicht bestätigen, dass Karate als eine «Hau-Drauf-Sportart» wahrgenommen wird. Das müssen wirklich nur einzelne Personen sein, die das aus nicht nachvollziehbaren Gründen behaupten. In den Schulen, in denen ich Karate gelernt habe, wurde dieses Verhalten nie beobachtet. Alles hängt vom Lehrer ab. Wenn er also zulässt, dass sich die Schüler «verhauen», dann wird das in seiner Schule zu einer «Hau-Drauf-Sportart».
Ich bin der Meinung, dass sich alle Sportarten positiv auf die Gesundheit auswirken. Es ist die Intensität und die Regelmässigkeit, die ein Sport gesund machen. Ich kenne Personen, die vor dem Karate erhebliche gesundheitliche Probleme hatten. Nach ein paar Monaten konnten sie ihren Körper soweit stärken, sodass sich z.B. ihr Blutdruck stabilisiert hat. Es muss individuell geklärt werden, was für ein gesundheitliches Problem vorliegt. Es kann also durchaus sein, dass wir bei einem grösseren Problem vom Karatetraining abraten würden.
Für Kinder hat das Karate einen echten Vorteil. Sie lernen Disziplin, Ausdauer, bauen ihre Koordination aus und lernen vor allem, sich länger zu konzentrieren.
Das Verletzungsrisiko ist im Gegensatz zum Fussball beispielsweise verschwindend gering. Ich staune manchmal selbst darüber, wie wenig passiert, obwohl es manchmal ziemlich hart zu und her geht. Das verdanken wir dem Ausbildungssystem, das im Karate seit langem existiert. Verletzungen geschehen immer aus Unachtsamkeit. Karate ist nämlich sehr präzise – darum dauert diese Ausbildung auch so lange.
Zweimal die Woche Karatetraining ist sinnvoll. So kann man das Erlernte direkt im Training anwenden und üben. Gleichzeitig kann sich der Körper und der Geist zwischen den Trainingseinheiten erholen – und man kann das Gelernte verinnerlichen. Wie viele Trainingseinheiten absolviert werden müssen, hängt vom Schüler ab.
In einer Notsituation reagiert jeder anders. Beim Karatetraining wird der Fokus auf die Verteidigung gesetzt. Um die Fähigkeit zu haben die Gefahr zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren, benötigt ein Schüler durchschnittlich zwei bis vier Jahre.
Bereit für die Prüfung ist ein Schüler, wenn er alle Grundtechniken, die entsprechende Form und die entsprechende Partnerübung beherrscht. Am Schluss der Prüfung wird frei gekämpft. Dabei müssen die Kämpfer die notwendige Schutzausrüstung tragen. Bei Kindern bis und mit zehn Jahren wurde eine zusätzliche Gurtfarbe eingeführt. Dank dieser können sie die Prüfung in mehreren Teilen absolvieren.
Die besten Prüfungsresultate ergeben sich, wenn man an 20 bis 30 Lektionen teilgenommen hat. Dabei sollten diese in regelmässigen Abständen erfolgen.
Giovanni Maltese führt seine Schulen Karate-Dô Basilisk in Allschwil und Illnau nicht hauptberuflich, deshalb verfolgt er mit ihnen auch keine wirtschaftlichen Ziele. Ihm gefällt es einfach, Karate zu unterrichten. Inzwischen zählen seine Schulen an die 30 Schüler, die Kurse besuchen. Unterstützt mit dem Training wird der 49-Jährige von seiner Frau Stefania und einigen Schüler, die er dazu ausgebildet hat, Training erteilen zu können.