Dabei handelt es sich um die chinesische innere Kampfkunst, die unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt ist, wie T’ai Chi Ch’uan, Tàijíquán, Taiji Quan und Taijiquan. Am geläufigsten sind im deutschen Sprachraum die Abkürzungen Taiji und Tai Chi und das Schattenboxen wird oft auch als Meditation in Bewegung bezeichnet. In Europa erfreuen sich die weichen Bewegungen, die dem Körper ebenso gut tun, wie auch dem Geist, seit den 70er Jahren immer größerer Beliebtheit.
Wir wollten mehr darüber erfahren und haben mit Daniela Hauri gesprochen, Inhaberin von Taijiquan und Qigong Uster. 1973 in Vietnam im Mekong Delta geboren, wurde sie im Alter von sechs Monaten adoptiert. Ihre Mutter ist Kolumbianerin und ihr Vater Schweizer. So wuchs sie in der Schweiz, in einer sehr lebhaften, multikulturellen Familie mit vier Schwestern auf.
Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung als Köchin, die sie als Kantonsbeste des Abschlussjahres abschloss. Zum Taiji kam sie, als sie einen Ausgleich zu ihrem sehr bewegten Familien- und Berufsalltag gesucht hatte. Sie hat viele Jahre für ihr körperliches Wohl und inneres Gleichgewicht geübt, trainiert und gelernt. Der Wunsch zum Unterrichten kam erst später dazu, als sie das Unterrichten von Menschen und das Weitergeben von etwas, was ihr so viel gegeben hat, als innere Berufung empfand.
Im Juni 2015 gründete sie, noch in Zusammenarbeit mit einem anderen Lehrer, ihre Schule und entschloss sich 2016, diese in eigener Regie zu führen. Die Schule ist organisch gewachsen und wird auch so familiär geführt. Das Besondere an ihrer Schule ist, dass sie nicht nur selber wöchentliche Kurse sowie Workshops gibt, sondern auch diverse Kurse mit Gastlehrern veranstaltet. Neu seit diesem Jahr organisiert sie Trainings- und Individualreisen nach La Palma. Ausserdem bietet Daniela Hauri das offene Taijiquan-Training im Stadtpark von Frühjahr bis Herbst an. Jeweils am ersten Sonntag des Monats, ist es ein offener Treffpunkt für und von Gleichgesinnten, um Gelerntes in Gruppen oder auch frei für sich alleine zu üben.” In einer unabhängigen und losen Gemeinschaft praktizieren wir Taiji und Qigong, egal aus welcher Schule, mit welchem Stil, mit welcher Form, mit oder ohne Waffen, egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittene” sagt Daniela Hauri. Ausserdem findet einmal im Jahr das „Let’s talk about…“ statt. Dies wurde initiiert, um unter den Praktizierenden von verschiedenen Schulen, aus verschiedenen Stil- und jeglichen Formrichtungen, Freundschaften und offene Gespräche zu fördern. Dort setzt man auf Gemeinschaft statt auf Isolation!
Ausbildungen werden sehr viele angeboten, doch geschützt ist es nicht. Es gibt in der Schweiz den Verband SGQT, da bin ich Mitglied und als anerkannte Taijilehrerin aufgeführt. Doch viele mir bekannte, ausgezeichnete Lehrer sind nicht Verbandsmtglieder. Für mich persönlich ist das Lernen, Lehren und Weitergeben von Taiji und Qigong eine tief empfundene Herzens-Bestimmung.
Quereinstieg ist auf jeden Fall möglich und für westliche Lehrkräfte, die Art und Weise wie wir den Beruf ausüben. Nur wenige können den Lebensunterhalt damit bestreiten und verbinden die Lehrtätigkeit daher mit einem zweiten beruflichen Standbein.
Im Moment gebe ich in Uster drei wöchentliche Qigong- und Taijiquan-Kurse. Das Angebot wird laufend angepasst. Die Kombination von 45 Minuten Qigong und anschliessenden 30 Minuten Taiji wird sehr geschätzt. Als nächstes werde ich einen reinen Qigong-Kurs anbieten.
Um Taijiquan und Qigong zu lernen braucht es bequeme Kleidung. Auch , Schuhe mit biegsamer Sohle sind empfehlenswert und schon bist du dabei!
Es gibt auch Formen und Stile mit Schwert, Säbel, Fächer, Lang- oder Kurzstock oder mit dem Ball. Das unterrichte ich zwar nicht, praktiziere es aber teilweise.
Es ist sehr wichtig, dass man als Anfänger die Möglichkeit bekommt Schnupperlektionen zu besuchen um herauszufinden, ob die Art der Bewegung einem entspricht. Jeder Lehrer setzt einen anderen Schwerpunkt und unterrichtet sehr individuell. Taiji ist eine Kunst und um dies zu entdecken und zu integrieren braucht es folgendes: Fleiss, Ausdauer, Aufrichtigkeit und Respekt.
Fleiss und Ausdauer sind äusserliche Voraussetzungen, quasi der Yang Aspekt, um den Weg des Taiji zu gehen. Aufrichtigkeit und Respekt, sind inneren Werte der Yin Aspekt, die es braucht, um in die Tiefe vorzudringen.
Das Besondere Im Taijiquan und Qigong ist die Philosophie des Dao und der Aspekt von Yin & Yang.
Yin und Yang in Harmonie! Das eine bedingt das andere nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Taiji als Meditation in Bewegung schult Körper und Geist gleichermassen. Es ist eine wunderbare Art der Bewegung, schonend sanft, kräftigend und stabilisierend und ausgleichend zugleich.
Taijiquan und Qigong ist für all diejenigen geeignet, die etwas Ganzheitliches suchen. Es wird, und kann in allen Lebenslagen geübt werden, und ist unabhängig von Alter und Geschlecht.
Bewegung im Alltag muss man bewusst einbauen – sich dafür entscheiden. Einerseits ist da der körperliche Aspekt, aber auch der geistige, der zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden führt. Empfindet man das als innere Notwendigkeit ist gesunde, bewusste Bewegung ein Bedürfnis das gestillt werden möchte.
Dies kann man mit Taiji durchaus erreichen. Und das Beste ist, dass dies auch gilt, wenn man nicht schon in der Jugend mit diesem faszinierenden Sport begonnen hat. Der Einstieg ist in fast jedem Alter und mit jedem Fitnessniveau möglich: Die sanften und ruhigen Bewegungen überfordern den Körper nicht, so dass jeder Schüler die Chancen hat, sich in seinem Tempo und aus seiner körperlichen und geistigen Situation heraus zu entwickeln. Je früher man anfängt, desto mehr kann man davon profitieren!
Wir bedanken uns bei Daniela Hauri für dieses Gespräch und den Einblick in die Welt des Taiji.