Plättli, wie die Schweizer liebevoll ihre Fliesen nennen, gibt es in allen Farben und Formen. Man erhält sie nostalgisch für Bad und Küche im Retrostil, im Landhaus-oder auch im Vintagestil. Von den industriell gefertigten Plättli unterscheiden sich die handgefertigten durch eine Variation in den Farben und dadurch, dass sie nicht so einheitlich und präzise in der Form sind.
Die 55-jährige Sabine Gürber aus Küttigen war schon als Jugendliche von dem Material Ton fasziniert. Sie hat eine Ausbildung in der Gartenbauschule in Lullier bei Genf besucht genossen und danach als Zeichnerin in einem Landschaftsarchitekturbüro gearbeitet und 11 Jahre lang eine Gartencenter geleitet. Diese gärtnerische Vergangenheit spiegelt sich in ihren Plättli-Kreationen auch heute noch wider.
2015 gründete Sabine ihre eigene Manufaktur. Damit erfüllte sie sich einen lange gehegten Traum. Da sie jede einzelne Fliese mit der Hand formt und verziert, handelt es sich stets um Unikate, die in einer Welt, in der die Maschine immer mehr das Kommando übernimmt, ihren besonderen Charme entwickeln. Sabine ist extrem experimentierfreudig und probiert immer neue Farben und Materialien aus.
Ich arbeite sehr gerne von Hand. So kann ich das Material, den Rohstoff fühlen und formen. Ich bin dadurch auch nicht eingeschränkt durch Maschinen, welche mir Grössen und Formen aufzwingen. Ich denke, dass ich durch diese Freiheit viel kreativer sein kann.
Meine Platten sind gerade durch die Handarbeit nicht perfekt. Keine ist genau gleich wie die andere, wodurch aber auch eine viel lebendigere, organischere und vielschichtigere Impression entsteht.
Mich fasziniert vor allem die Eigenschaft von Ton, sich durch den Umwandlungsprozess im Brennofen in ein Material zu verwandeln, das kaum unterschiedlicher eingesetzt werden kann.
Der Ton ermöglicht mir unbegrenzte Möglichkeiten punkto Kreativität. Gerne verwende ich den Werkstoff auch nicht nur flächig und entspanne mich dann beim Drehen auf der Töpferscheibe oder beim Modellieren.
Ich arbeite ausschliesslich in meiner Keramikwerkstatt, in der der ganze Herstellungsprozess der Plättli stattfindet. Dazu verwende ich neben dem Ton und den Glasuren Werkzeuge wie Messer, Draht, Schwämme, Pinsel, Farbkörper und Engoben.
Wichtig natürlich sind auch die Trocknungsplatten und verschiedene Hilfsmittel, um die knochentrockenen gebrannten Platten sicher im Brennofen zu platzieren.
Eine schwierige Frage. Eigentlich bin ich auf jedes meiner Werke stolz. Ich finde es ist jedesmal ein riesiges Kompliment, wenn meine Plättli eine Küche oder ein Bad zieren und jemand sich dafür entscheidet, sich mit meinem Produkt jahrelang Tag für Tag zu umgeben.
Es ist ja nicht wie ein Bild, welches man jederzeit wieder von der Wand nehmen kann.
Das macht mir schon wahnsinnig Freude und ja, stolz macht es mich auch.
Es gibt es noch, das klassische Handwerk. Und die Hoffnung besteht, dass es als Kontrast zur Maschine und zum Automaten wieder mehr an Bedeutung gewinnt. Wer seine Küche oder sein Bad mit handgefertigten Kacheln einer Künstlerin verziert, dürfte den Unterschied zur industriegefertigten Wand alltäglich spüren. In den kleinen Abweichungen von der Norm, in dem individuellen Umgang mit Material, Farbe und Sujet drückt sich die Persönlichkeit eines Menschen aus. Das kann die Maschine weder kopieren, noch übertreffen. Für sensible Naturen stellen handgefertigte Plättli sicher eine Bereicherung dar.