Nailart hat sich weltweit einen festen Platz in der heutigen Alltagskultur erobert und wird bis in die kleinen Städte hinein angeboten. Von Nagelstudios, die als Ketten organisiert sind, Studios mit 10 und mehr Mitarbeiterinnen bis hin zu Ein-Frau-Betrieben. Die schlichteste Variante der Nagelkunst ist der klassische Frenchlook, bei dem die Nagelspitze aus natur- bis strahlend weißem und der übrige Nagel aus transparentem oder leicht milchigem Material gearbeitet wird.
Die 44-jährige Baslerin Silvia Müller ist alleinerziehend und hat einen 23-jährigen Sohn. Nach einer abgebrochenen Lehre als Verkäuferin und Jobs als Kellnerin und an der Bar entschloss Silvia sich, eine 2-jährige Ausbildung als Nageldesignerin zu machen. An der Frankfurter Handwerkskammer hat sie ihre Prüfung abgelegt. Bis jetzt ist sie die Einzige, die diese Prüfung in der Schweiz nachweisen kann.
Ihr Studio und ihre Kunden profitieren nicht nur von ihrem praktischen Können in Modellage-Technik, Auffüllen und Nagelreparaturen, sondern auch von ihrem theoretischen Wissen in Chemie, Medizin, Anatomie, Haut- und Nagelerkrankungen, Hygiene und Materialkunde. Ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse versetzen Silvia in die Lage, ihren Betrieb erfolgreich zu führen.
Die Prüfung bei der Handwerkskammer war eine freiwillige Berufsprüfung, für welche ich noch einige Tage die Schulbank drücken durfte. Ich musste auch beweisen, dass ich mindestens schon 2 Jahre als Naildesignerin gearbeitet habe, indem ich ihnen meine AHV Anmeldung zustellen musste, da es in der Schweiz diesen Gewerbeschein nicht wie in Deutschland gibt. Mit dieser Prüfungsurkunde wollte ich mich einfach von der Masse abheben. Meine Kunden schätzen es sehr, dass ich wirklich auf die Beschaffenheit ihrer Nägel eingehe, eine Nagelanalyse mache und auch die Naturnägel so schonend wie möglich behandle.
Bei der Nagelanalyse frage ich die Kunden nach dem allgemeinen Gesundheitszustand, Beruf, Allergien und schaue mir die Naturnägel an. Welche Form hat das Nagelbett, ist der Nagel dünn, brüchig, etc. Ich verwende die Schablonentechnik, da ich vorgefertigte Plastiknägel nicht mag. So kann ich exakt die breite und Wölbung des Naturnagels übernehmen und es gibt keinen sogenannten Spannungseffekt, wie oft bei Kunstnägeln, die mit Kleber aufgepresst werden. Die Haltbarkeit ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Untergrund des Naturnagels, Länge, Form und der Umgang. Fingernägel sind Schmuck, kein Werkzeug, sag ich meinen Kunden und Schülern. Schöne, gepflegte Nägel sollten alle 3 bis maximal 4 Wochen behandelt werden, damit das Resultat schön und alltagstauglich ist.
Dieses Jahr ist das French, die weissen oder farbigen Spitzen stark rückläufig. Heute tragen die meisten Frauen wieder eine Volllackierung, auch 2- bis 3-farbig. Unauffälligere Varianten sind auch voll im Trend. Immer mehr Nudevarianten mit leichtem Verlauf zu hellen Spitzen. Die werden Ombre oder Babyboomer genannt.
Nail- Art heisst nicht immer „nur“ Strass-Steinchen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie Stamping, Wraps, Malerei, Airbrush, Pigmente, Folien. Die Liste ist lang. Um so mehr Materialmix und Vielfalt erwünscht ist, desto länger dauert dieses Highlight. Zwischen 20 Sekunden bis 10 Minuten pro Nagel.
Ich biete individuelle Schulungen an. Wenn eine potentielle Schülerin vorbeikommt und fragt, was die Ausbildung kostet, sag ich immer, kommt drauf an, was Sie lernen möchten und was Sie für Ziele haben. Eine 3 Tages Ausbildung, wie sie viele anbieten, ist schön, um mal in die Tätigkeit reinzuschauen. Aber auch in 3 Monaten erlernt man keinen Beruf. Eine EFZ Ausbildung dauert doch auch mindestens 2 Jahre. Die Schüler sollen lieber mehr in eine Ausbildung investieren, statt gleich 100 Farben zu kaufen. Das ist aber schwierig zu vermitteln. Ich vergleiche es immer mit der Autoprüfung. Nicht jeder braucht gleich viele Stunden und nicht jeder kauft danach ein Auto. Jedoch kann man sagen, dass der Ansatz ab 1’000 Franken liegt, um wirklich einiges mehr zu lernen, als Kunstnägel anzukleben.
Wie die Kleidermode folgt das Nageldesign Trends. Gute Nageldesignerinnen sind deshalb stets auf der Höhe der Entwicklung und können ihren Kundinnen den dernier cri anbieten. Daneben entwickeln gute Designerinnen, die oft ihren Beruf wegen seiner kreativen Möglichkeiten ergriffen haben, auch eigene Ideen. So hat die Kundin eine breite Auswahl zwischen klassischem, modischem und individuellem Design. Auch Männer finden sich ein, die sich als notorische Nägelkauer Kunstnägel machen lassen, um gepflegte Hände zu haben.