Im digitalen Zeitalter scheint es so, als habe Malerei nicht mehr so viel Bedeutung, aber dieser Eindruck täuscht. Malerei ist nicht nur das Festhalten von Momenten oder Motiven, Malerei drückt etwas aus, oder besser gesagt, mit Malerei drückt der Künstler etwas aus. Dies können Emotionen sein, oder auch konkrete Gedanken. Dabei hat der Betrachter eines Bildes die Möglichkeit, seine eigene Interpretation mit dem Bild zu verbinden. Das ist wohl das, was Malerei so interessant macht. Wer selbst malen möchte, aber nicht mit einem besonderen Talent geboren wurde und dem das, was jedes Kind in der Schule im Kunstunterricht lernt, nicht genügt, kann bei selbstständigen Kunstlehrern intensiv alles über Malerei lernen, was wichtig ist, um selbst malen zu können.
Wir haben darüber mit Aniko Németh gesprochen. Sie stammt aus einer Familie, in der Kunst und Handwerk zum Leben gehört. Sie wurde vor 43 Jahren in St. Gallen geboren und hat ungarische Wurzeln. Vom Vater Lajos, der früher als Architekt und Modellbauer gearbeitet hat und heute musikalisch aktiv ist, hat sie wohl die zeichnerische Begabung geerbt. Ihr Mutter Aranka ist immer noch als Textildesignerin aktiv und gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung in Kursen weiter. Beide haben bei Aniko von Kindheit an das Interesse und die Freude an künstlerischem Schaffen gefördert. Auch ihr Bruder Gabor arbeitet im künstlerischen Bereich, sowohl als Schauspieler auf der Bühne, wie auch als Bühnen-, Requisiten- und Décorbauer fürs Theater, Fernsehen, Messen, Events und Geschäfte.
Nachdem Aniko in St. Gallen die Matura erlangt hatte, wollte sie zuerst Innenarchitektin werden, studierte dann aber dort ein Jahr an der Kunstgewerbeschule in einem Vorkurs für Gestaltung und Kunst. Danach folgte ein Auslandsjahr in Budapest an der Akademie der bildenden Künste, wo sie sich mit Aktmalerei, Aktzeichnen und Porträtkunst auseinandersetzte. In diesem Jahr der Ausbildung im Stil der traditionellen Kunstschule lernte sie sehr viel über die Anatomie des menschlichen Körpers und viele Techniken – Kenntnisse, die ihr bis heute nützlich sind. Und sie ist dankbar für all die Erfahrungen, die sie dabei machen durfte. Sie schloss ihre Ausbildung dann mit einem Studium zur Vermittlung von Gestaltung und Kunst an der Hochschule der Künste in Zürich mit dem Diplom „Fachlehrerin für Bild und Kunst“ an Mittelschulen und in der Erwachsenenbildung ab. Seit 2004 ist sie nun als Kunstlehrerin tätig. Zum einen unterrichtet sie aktuell Jugendliche im Bildnerischen Gestalten und Werken an der progymnasialen Oberstufe Zofingen und seit 2010 leitet sie auch Kurse für Erwachsene und für Kinder in den Ferien und am Wochenende. Seit 2017 finden diese Kurse in ihrem eigenen Atelier „art-aniko“ statt.
Bereits als 12-jährige habe ich mit Aquarellmalen begonnen, und zwar auf einer 3-wöchigen Irlandreise mit meinen Eltern. Wie bereits erwähnt, wurde das Malen und Zeichnen in meinem Elternhaus gefördert und durch meine künstlerische Ausbildung wurde mir die Malerei und das Zeichnen immer wichtiger und gehört nun seit mehr als 20 Jahren zu meinen wichtigsten, fast täglichen Beschäftigungen. Ich habe quasi mein liebstes Hobby zum Beruf gemacht.
Professionell übe ich die Malerei seit mehr als 20 Jahren aus. Das heisst, seitdem stelle ich meine Arbeiten in Galerien aus und arbeite auch auf Auftrag.
Dies kommt sehr auf die Technik an oder ob ich ein Porträt live von einer Person direkt in meinem Atelier male oder ob ich nach einer Fotografie arbeiten kann. Wenn ich ein Porträt nach einer Fotografie malen oder zeichnen soll, dauert dies je nach Technik unterschiedlich lange. Alle Techniken, ausser Ölfarben, könnte ich in einer Woche ab Auftrag bearbeiten. Je nach Ölfarbe dauert der Trocknungsvorgang mehrere Wochen.
Die Kosten entstehen je nach Aufwand und Grösse des Portraits. Schwarz-Weiss-Techniken sind sicher günstiger als farbige Portraits.
Ich biete Kinder- und Erwachsenenkurse an. Im Augenblick 1x pro Monat einen Kinderkurs mit 4-6 Kindern im Alter von 6-13 Jahren und 1x pro Monat eine Privatschülerin, welche alleine zu mir zum zeichnen und malen kommt.
Bei den Kinderkursen lernen wir aus der Vorstellung, der Fantasie, und nach der Beobachtung, also abzeichnen, malen und zeichnen: Gesichter, Menschen, Landschaften, Natur, Gegenstände, Tiere, Perspektive, Stimmungen, Farben mischen, Licht/Schatten, Schattieren, Schriftbilder, wie Graffiti auf Papier, Hände, Muster, Abstraktes, etc.
Jeden Nachmittag gibt es ein Thema, welches wir bearbeiten. Die Kinder sind jedoch auch immer frei, eigene Ideen und Inspirationen einzubringen. Wichtig zu wissen ist, dass es kein therapeutisches Malen ist, wie es sonst oft angeboten wird.
Bei den Erwachsenenkursen sieht es ähnlich aus, die Gruppengrösse von 2 – 6 Personen ist mir auch hier ein grosses Anliegen. Erwachsenenkurse sind vor allem kundenorientiert und die Inhalte werden nach Wunsch individuell zusammengestellt. Was im Augenblick sehr beliebt und gefragt ist, sind Kurse zu „Sketchnotes“, das bedeutet das vereinfachte Skizzieren und Visualisieren von Ideen, Begriffen und Konzepten für Präsentationen in Firmen und Betrieben.
Draußen skizzieren, das sogenannte „Urban Sketching“ und malen lernen mit Pastellkreide und anderen gestalterischen Techniken war bis anhin auch der Wunsch vieler Kursteilnehmer.
Im Augenblick bin ich mit der Planung einer neuen Ausstellung beschäftigt, mein Thema wird „unterwegs“ sein. Ich werde meine neuesten Skizzen und Bilder aus der Beobachtung und aus der Vorstellung von Menschen, Landschaften, Natur und Architektur zeigen. Voraussichtlich werde ich im 2019 in einer Galerie in Küsnacht am Zürichsee ausstellen können.
So schön Technik und Fortschritt auch ist, es braucht auch immer etwas im Leben, das nicht nur dem Überleben dient, sondern die Seele nährt. Malerei und auch andere Kunstformen sind bestens dazu geeignet. Darum ist es wichtig, dass Kunst in jeder Form gefördert und das Wissen und die Erfahrung an die nächste Generation weitergegeben wird. Wir danken Aniko Németh für diese informative Gespräch.