Hans-Peter Häderli ist von Beruf Grafiker. Er versteht sich in seiner Firma mit Namen Smartwork als Ansprechpartner, wenn es um Grafik, Design, Polygrafie und Texte geht. Tatsächlich ist die Firma nicht seine einzige Leidenschaft. So hat der 67-Jährige einst erlebnispädagogische und natursportliche Kurse für die Wildnisschule geleitet Für «planoalto» war er auch im Bereich Outdoor, Klettern, Wintersport, Kanu und Kajak tätig.
Hans-Peter Häderlis wahre Leidenschaft ist jedoch das Aikido. Schon früh kam der mittlerweile zweifache Vater mit dieser Kampfsportkunst in Kontakt. Der in Heiden wohnhafte 67-Jährige hat nach einer gewissen Weile gemerkt, dass er sein Können gerne weitervermitteln möchte. Also hat er die Schule Aikido Mei Shin Dojo in St. Gallen gegründet.
Während Hans-Peter Häderli im Berufsleben weitestgehend als selbständiger Grafiker – und das schon seit 35 Jahren – arbeitet, hat er in seiner Schule ein Team von Trainern aufgestellt, das ihm dabei hilft, die Schüler auszubilden.
Ich habe 1982 mit Aikido begonnen. Ich war für zwei Jahre in Amerika und habe dort mit Tai-Chi bei einem ausgezeichneten Lehrer gelernt. Zurück in der Schweiz wollte ich damit weitermachen, fand aber keinen Lehrer, der mich angesprochen hätte. Also begann ich stattdessen mit Aikido.
Seit der Gründung des Mei-Shin-Dojo vor 21 Jahren, wo ich als technischer Leiter tätig bin, nehmen sechs bis acht Trainerinnen und Trainer verschiedene Verantwortungen im Dojo wahr. Dazu gehört Training zu erteilen, Prüfungen abzunehmen und sich auch national für das Aikido zu engagieren.
Während man in den ersten Jahren hauptsächlich mit sich selbst und dem Trainingsaufbau beschäftigt ist, wächst man ganz natürlich in die Rolle des Weitergebenden hinein. Da ich und viele andere Personen das Aikido als fortlaufenden Prozess im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung ansehen, ist es natürlich, dass man sich durch die permanente Reflexion und Resonanz besser kennenlernt. Da ist Lehrtätigkeit einfach ein weiterer Prozess und wird zur Aufgabe.
Aikido ist ein wunderbares Werkzeug, um die Selbstwahrnehmung und Entwicklung immer wieder neu zu betrachten und eben auch weiterzugeben. So einfach es klingt – ein paar Grundvoraussetzungen gehören schon dazu: Es braucht Zeit, Beharrlichkeit und Geduld. Und damit ist noch lange nicht garantiert, dass man zu einem guten Trainer oder guten Trainerin wird.
Wöchentlich haben wir drei Aikido-Trainings, ein Jugendtraining, ein Waffentraining und ein Kindertraining. Einmal im Monat gebe ich ein Iaido-Training.
Offen sind wir für alle Altersgruppen. Nach Möglichkeit integrieren wir Erwachsene mit einer Einführungszeit. Immer wieder veranstalten wir Gast-Keikos mit befreundeten Dojo-LeiterInnen und Wochenendtreffen mit speziellen Themen. Für die Yudansha ab 1. Dan halten wir zwei Spezial-Yudansha Workshops pro Jahr ab und empfehlen die nationalen Stage mit internationalen und nationalen Senseis. Spezialworkshops auf den Grundsätzen des Aikido im Dojo gibt es als Tages- oder Wochenangebote für Schülerprojekte, Lehrerevents, Teambildungsseminare und Motivationskurse auf spezielle Anfragen hin.
Während der Einführungstrainings sind lange Trainingsanzüge in Ordnung. Nachher braucht es aus praktischen oder hygienischen Gründen ein Gi-Kimono. Man kann es bei uns beziehen, da wir eine Auswahl vorrätig haben oder sonst auf Wunsch bestellen. Sonst braucht es nur Sandalen, sogenannte Zoris, in die man barfuss schlüpfen kann. Auf der Matte ist man barfuss. Keine weitere Ausrüstung ist nötig.
Für SchülerInnen, die ins Waffentraining kommen braucht es ein Bokken, Jo und Tanto, sprich ein Holzschwert, Holzstab und Holzmesser. Iaito ist dann eher speziell und teuer.
Der Schulbeitrag für Mei Shin Dojo beträgt 900 Franken, für Mei Shin Dojo Jugendliche U20 240 Franken und für Mei Shin Dojo Lehrlinge oder Studenten U25 400 Franken. Das Kindertraining für Kinder von 9 bis 13 Jahre kostet 120 Franken pro Semester. Das Jugendtraining für Jugendlichen von 13 bis 16 Jahre 120 Franken pro Semester. Und das Anfängertraining 250 Franken pro Semester.
Einführungstrainings dauern in der Regel etwa zwölf Abende oder ein Semester. Eine sanfte Integration hat sich bewährt. Es ist sehr individuell, wie sich die TeilnehmerInnen einfügen. Um einen Fortschritt erzielen zu können, sollte man mindestens einmal in der Woche ins Training kommen.
Fortschritt ist sowieso relativ. Aus Sicht des Trainers ist Fortschritt, wenn jemand bereit ist, sich auf einen Prozess einzulassen und offen ist für Veränderung. Junge Menschen beziehen Fortschritt eher auf die körperliche Ebene. Aber eine Relation zwischen Aikido und Selbstverteidigung zu ziehen, ist gefährlich und vom Ansatz her zwar möglich, aber nicht in unserem Fokus. Wichtig erscheint mir hingegen, dass man Freude empfindet im Training, sich körperlich gefordert aber nicht ausgelaugt fühlt. Wenn die positive Energie nach einem Training für alle da ist, ist das eine gute Voraussetzung, dass alle auf ihre Weise Fortschritte machen können.
Eigentlich, sagt Hans-Peter Häderli, sei es nicht üblich, dass man sich als Aikido-Trainer hauptberuflich betätigt. In den letzten Jahren hätten es aber ein paar Leute geschafft, mit Aikido-Training den Lebensunterhalt zu bestreiten. Bei ihm in der Schule würden die Trainer das Aikido allerdings als Nebentätigkeit ausüben, die aber natürlich weit über ein Hobby hinausgeht. Trotzdem ist die Schule von Hans-Peter Häderli nicht kommerziell aufgebaut, weshalb alle ehrenamtlich arbeiten. Das sei auch der Grund, weshalb er seinen Beruf als Grafiker nicht aufgegeben habe, so der 67-Jährige.