In unserer schnelllebigen Zeit, die geprägt ist von ständiger Veränderung, Leistungsdruck und hohen Ansprüchen an sich selbst, kommt es häufig zu einer mentalen Überlastung. Manche Menschen können dies aus eigener Kraft ausgleichen, z.B. durch ein entspannendes Hobby, aber immer mehr Menschen drohen auch an den Anforderungen zu scheitern, erleiden einen Burnout oder nehmen ihre Probleme so intensiv mit in die Partnerschaft, dass diese daran zerbrechen kann. In diesen Fällen brauchen Menschen fachliche Hilfe von außen, am besten durch einen gut ausgebildeten Therapeuten, der ihnen Wege aufzeigt, die sie selbst nicht mehr sehen können.
Um ein bisschen über die Arbeit eines Psychotherapeuten, insbesondere in der Paartherapie, zu erfahren, haben wir mit dem Therapeuten Renè Hess gesprochen. Er wurde im Kanton Solothurn geboren, besuchte dort die Kantonschule, bevor er in die Stadt Bern umzog, wo er sich an der Uni Bern dem Studium der Psychologie, Pädagogik und Psychopathologie widmete. Es folgten Weiterbildungen in Gesprächspsychotherapie (person centered approach), systemischer Therapie, Supervision, Organisationsentwicklung und Hypnotherapie und Nachdiplomstudien an der Uni Fribourg in Verbandsmanagement.
Seit Abschluss der Ausbildung führt er in Bern eine Praxis für Psychotherapie, Paar- und Familientherapie. Ein wichtiges Tätigkeitsfeld ist dabei die Supervision – sowohl für Einzelpersonen, als auch für ganze Teams. 2016 hat er dann das Systemische Institut Bern gegründet und bietet Fortbildungen für Fachleute aus Psychologie, Medizin, Sozialarbeit und angrenzenden Berufsfeldern an. Unterstützt in seiner Arbeit wird er von einem Netzwerk von Fachleuten, die ihm zur Seite stehen.
Ich biete Beratung und Therapie für Einzelpersonen, Paare und Familien als auch Supervision und Fortbildungen an. In meiner Arbeit orientiere ich mich am systemisch-lösungsorientierten Ansatz, sowie an hypnotherapeutischen Modellen. Gemeinsam mit den Klienten kläre ich den Auftrag, was ein gutes Ergebnis einer Zusammenarbeit wäre. Wir bemühen uns dann kooperativ die Zusammenarbeit so zu gestalten, dass Veränderungen in die gewünschte Richtung möglich werden. Kundenorientierung, Ressourcenorientierung und Lösungsorientierung sind mir wichtige Leitgedanken.
Anlass um sich zur Paartherapie zu melden, sind Problemwahrnehmungen. Jemand muss ein bestimmtes Phänomen als ein Problem wahrnehmen und erleben. Bisherige Versuche das Problem zu lösen haben nicht den gewünschten Effekt erzeugt. Deshalb entscheiden sich Paare an diesem Punkt, sich Unterstützung in Form einer Paartherapie zu holen.
Mögliche Themen sind: Konflikte, also häufige Auseinandersetzungen, Unzufriedenheit innerhalb der Paarbeziehung. Aber auch Sexualität und Außenbeziehungen, welche in eine Krise der Paarbeziehung führen, sind häufige Anlässe.
Eine Affäre löst i.d.R. eine Krise in der Paarbeziehung aus. Das Paar muss klären, ob die Paarbeziehung weitergeführt werden soll. Trennung ist auch eine Lösung. Die betrogene Person ist nach einer Affäre sehr verletzt und misstrauisch. Die erfahrene Verletzung wird in Paartherapien thematisiert, gemeinsam wird geklärt, wie es weitergeht, Vertrauen kann nach und nach aufgebaut werden. Das allerdings braucht Zeit, kann also nicht eingefordert werden und positive gemeinsame Erfahrungen dazu sind unumgänglich.
Sicher gibt es Menschen, die die Lösung in einer Veränderung des Partners sehen. Falls sie in ihren bisherigen Bemühungen gescheitert sind, kann es sein, dass sie hoffen, dass ich als Paartherapeut den Partner zu ändern vermag. Auftragswünsche dieser Art kann ich nicht annehmen. Ich versuche denjenigen der den anderen ändern will, in seinem Leiden und seinen Lösungsversuchen zu verstehen und zu würdigen – muss allerdings seine Vorstellung, dass sich der Partner ändern lässt – enttäuschen.
Werden Versuche den anderen zu ändern aufgegeben, kann dies (muss aber nicht) dazu führen, dass der andere sich von alleine ändert. Einladungen mit einem Partner eine Koalition einzugehen, werden von mir nicht angenommen. Ich stehe in Paartherapien für eine allparteiliche Haltung ein.
Oft ist es direkt nach der Trennung nicht möglich, befreundet zu sein. Erst mal sollte die Trennung vollzogen werden. Die Trennung ist mit einem Trauerprozess verbunden. Diesen Weg müssen beide für sich alleine gehen. Trennung heißt getrennt sein – getrennte Wohnungen, Freizeit wird nicht gemeinsam verbracht
Falls es Kinder gibt: als Eltern bleiben die beiden Ex-Partner immer einer gemeinsamen Aufgabe verpflichtet. Leider involvieren hochzerstrittene Paare die Kinder in die Konflikte der Paarbeziehung. Diese – also die Kinder bezahlen dafür einen hohen Preis.
Therapeuten sind aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Dafür ist ihre Arbeit einfach zu wichtig. Sie wissen, wie man Menschen, in scheinbar aussichtslosen Situationen, Lösungsmöglichkeiten aufzeigen kann, wie Paare wieder zueinander finden oder aber den Weg der Trennung gehen können, ohne sich unnötig zu verletzen. Ein guter Therapeut sieht immer einen Weg und kann diesen auch für seine Gesprächspartner sichtbar machen. Wir danken Renè Hess für dieses aufschlussreiche Interview.