Einmal etwas näher betrachtet ist Sprache etwas sehr Faszinierendes. Dabei ist Sprache auch etwas total Normales für uns. Immerhin verwenden wir diese jeden Tag und sind zu jeder Zeit davon umgeben. Aber wie sieht die Welt für Menschen aus, die mit der Sprache Probleme haben? Was ist, wenn Leute zum Beispiel stottern?
Wir haben uns mit José Amrein unterhalten, Primarlehrer, Dipl. Logopäde mit Weiterbildung in systemisch-lösungsorientierter Therapie und humorvoll-provokativer Therapie.. José ist 1965 in der Schweiz geboren und dort auch aufgewachsen. Anfangs war er Lehrer, hat dann aber gemerkt, dass es ihm viel besser gefällt, einzeln zu unterstützen. Jetzt arbeitet er als Logopäde und Therapeut in eigener Praxis, in der er unterschiedliche Formen von Therapien, Coachings und Beratungen anbietet. Er hat mittlerweile auch schon ein paar Bücher geschrieben und veröffentlicht und findet alle Art Gespräche und Begegnungen mit Menschen faszinierend.
Sprache ist etwas so Spannendes und Vielschichtiges, ist Knotenpunkt von Emotionen, Gedanken, Interaktionen, Psychologie, Medizin und Neuropsychologie. Es ist faszinierend, wie die Sprachprobleme vermindert oder aufgelöst werden können. Dies ist vergleichbar mit einer abenteuerlichen Reise, bei welcher verschiedenste Schwierigkeiten überwunden werden müssen.
In der Kindheit kannte ich einzig meinen geistig-behinderten Onkel, der leicht stotterte. Dies wurde jedoch nie zum Thema gemacht.
Vorwiegend wenden sich stotternde Menschen an mich. Diese nehmen oft einen langen Weg in Kauf, da es in der Schweiz nur wenige Therapeut/innen gibt mit Spezialisierung in der Stottertherapie. Stottern ist ein hartnäckiges Problem, dessen Überwindung viel Ausdauer benötigt. Stotternde erleben von ihrem Umfeld oft zu viel Druck, werden aber nicht selten auch allzu sehr geschont. Es ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Therapie, stotternde Menschen durch Gespräche, Übungen und gezielte Aufgaben mutiger und belastbarer zu machen. Gruppentherapien mit anderen Direktbetroffenen und die Integration von Freunden, Geschwistern und Eltern in der logopädischen Therapie erhöhen die therapeutische Wirksamkeit. Gespräche mit Bezugspersonen tragen viel zum Erfolg einer Stottertherapie bei. Durch regelmäßige Familiengespräche gelingt es vielen Eltern, unnötige Schuldgefühle und allzu großes Mitleid loszulassen, einen möglichst lockeren Umgang mit dem Stottern zu lernen und zu überlegen, was Eltern und Geschwister zur Verbesserung des Redeflusses beitragen können.
Ich biete auch Stimmtherapien und psychologische Beratungen an. Diese gehe ich mehrheitlich systemisch-lösungsorientiert an. Das Positive, die Stärken und die Fortschritte stehen dabei im Zentrum. Durch die Anwendung von Humor und Provokation bleiben die Therapien lebendig und machen viel Spaß. Können sprachliche Probleme nicht alleine bewältigt werden, ist eine logopädische Therapie meist sehr sinnvoll und nützlich. Große Veränderungen sind in allen Lebensphasen möglich.
Ich leite mit viel Begeisterung Kurse zur Gesprächsführung, Stottertherapie, Schlagfertigkeit, Improvisation, Förderung des Selbstvertrauens und zum Thema Humor und Provokation in Therapie, Beratung und Coaching.
Lösungsorientierte, humorvolle, provokative und paradoxe Kommunikationsformen und deren Anwendung in Beratungsgesprächen und im Alltag faszinieren mich seit vielen Jahren. Regelmäßig werde ich Zeuge, wie Personen sich radikal ändern.
An meinen Kursen nehmen meist Leute aus sozialen Berufen teil, oft aber auch Menschen wie du und ich, die sich für Kommunikation, Humor und Schlagfertigkeit interessieren. Die Teilnehmerzahl ist auf 24 beschränkt. Die Kurskosten betragen pro Tag CHF 230.
Da das Stottern fast ausschließlich in kommunikativen Situationen auftritt, liegt es auf der Hand, die dialogischen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten von Stotternden zu stärken und zu verbessern. Nicht das Symptom oder das Problem stehen also im Zentrum, sondern der Mensch, sein Potenzial und seine Entfaltungsmöglichkeiten. Bei der Rückmeldung am Ende der Therapie werden die Förderung eines aktiven Kommunikationsverhaltens, die Verbesserung des Selbstvertrauens und der Spontaneität häufig als wirksamste Faktoren für den Therapieerfolg erwähnt. Das Einüben einer langsamen Redeweise und das Einhalten von Sprechpausen verbessern den Redefluss in vielen Fällen.
Stottern ist mehrheitlich ein mentales, soziales und emotionales Problem. Deshalb wird vermutlich kein Medikament weiterhelfen. Versuche mit Psycho-Pharmaka führten zu keinerlei langfristigen Erfolgen.
Das Anpacken angstbeladener Situationen reduziert Stress und Unsicherheit und ermöglicht Schritt für Schritt neue Erfolgserlebnisse. Die Anforderungen der alltäglichen Kommunikation sollen immer wieder trainiert werden, mit Hilfe von Mutübungen, spielerischen Formen oder Alltagsgesprächen.
Nähere Informationen: http://www.praxis-amrein.ch
Mit der richtigen Therapie und Beratung können Sprachprobleme relativ leicht behoben werden. Dabei wird es jedoch ein wenig Zeit und Übung kosten. Ganz oft ist es einfach nur ein Umdenken und Erlernen des richtigen Umgangs, anstatt einer speziellen Behandlung einer Krankheit. Denn oftmals sind Sprachprobleme gar keine echten Krankheiten, sondern Probleme, die durch verschiedenste Dinge ausgelöst werden können. Und mit der richtigen Hilfe, wie zum Beispiel durch einen guten Logopäden, kann man das Problem auch schon bald in den Griff bekommen. Wir bedanken uns recht herzlich bei José Amrein und wünschen ihm alles Gute!