Ulrike Peissl, 53 Jahre alt, in Hamburg geboren, zog es nach dem Abitur sofort hinaus in die weite Welt. Zunächst ging sie für ein Jahr nach Paris, wo sie als Au-Pair arbeitete und an der Sorbonne ihr Französisch verbesserte. Anschließend hat sie eine Hotelfachausbildung in Hamburg absolviert und einige Jahre in den verschiedensten Hotels und im Veranstaltungsbereich gearbeitet, unter anderem in Vevey am Genfer See und im Sheraton Hotel in München.
Nach der Geburt ihrer beiden Söhne lebte sie mit ihrem Mann und den Kindern fünf Jahre in Norditalien, wo sie eine Relocation Agentur in Como aufgebaut hat. Schließlich zog sie mit ihrer Familie nach Freiburg, wo sie relativ bald angefangen hat, sich als Gästeführerin fortzubilden, um ein neues Geschäft aufzubauen. Dabei war es ihr Anliegen, dass sie ihre erworbenen Sprachkenntnisse in Englisch, in Französisch und in Italienisch weiterhin anwenden konnte.
Inzwischen führt Ulrike Peissl das Unternehmen Freiburgerleben seit nunmehr zwölf Jahren zusammen mit ihrem Geschäftspartner. Das Unternehmen organisiert Stadtführungen in Freiburg. Deshalb heißt das Unternehmern eigentlich auch «FreiburgErleben».
Freiburg ist meine Wahlheimat geworden, nachdem ich eigentlich in Hamburg aufgewachsen bin und bis zum Alter von 21 Jahren auch dort gelebt habe. An Freiburg gefällt mir natürlich das gute Klima – ich bin eine Sonnenanbeterin – und das wunderbare abwechslungsreiche Umland, in dem man wirklich toll Sport treiben kann, zum Beispiel Mountainbiken, Skilanglauf, Wandern und vieles mehr.
In Freiburg selbst gefallen mir besonders die kleinen Gassen, wie die Konviktstraße, oder auch die Gerberau/ Fischerau mit den vielen kleinen Einzelgeschäften.
Freibugerleben hat sich auf kulinarische Stadtführungen spezialisiert. Unsere Marktprobier-Touren über den schönen Münstermarkt, bei denen wir an den verschiedenen Ständen auch mit den Marktleuten ins Gespräch kommen, die verschiedene Verkostungen anbieten, macht allein schon wegen der einzigartigen Marktatmosphäre besonders viel Spaß. Aber auch unsere Genusstour, Weinführungen in verschiedenen Formaten, Schokoladentour und Flying Dinner kommen sehr gut bei unseren Kunden an. Hierbei liegt das Augenmerk eben auch darin, die Gäste gut zu unterhalten. Es soll ein Event werden, bei dem man bestenfalls auch nette Leute kennenlernt – vorausgesetzt man man hat sich für die offenen Touren angemeldet. Die Führungen dauern in der Regel um die zwei Stunden und wir bemühen uns, den Touristen die schönsten Ecken der Altstadt zu zeigen – TeilnehmerInnen aus Freiburg hingegen verraten wir auch ein paar Geheimtipps.
Nachhaltigkeit – wir haben sogar eine Nachhaltigkeitstour durch das hippe Sedanviertel im Programm – spielt bei allen unseren Touren eine große Rolle. Das heißt, wir bieten regionale Spezialitäten an und gehen nur in Lokale, die die gleiche Gesinnung wie wir haben. Das Bio-Adelhaus – ein Restaurant, das in vielen unserer Touren berücksichtigt wird – ist hierfür das beste Beispiel.
Wir sind der Meinung, dass jede(r) Gästeführer/-in selbst entscheiden sollte, wie sie/er ihre/seine Stadtführung gestalten möchte. Das heißt, manche(r) GästeführerInnen nehmen Unterlagen mit, um diese auf der Führung zu zeigen, zum Beispiel Vorher-Nachher-Fotos bedingt durch den Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg. Aber das handhabt jede(r) anders, was für uns auch sehr wichtig ist. Jede(r) sollte ihren/seinen eigenen Stil haben – wir wollen keine identischen Führungen.
Die TeilnehmerInnen der Touren sollten vor allem an bequemes Schuhwerk denken, da das Kopfsteinpflaster der Altstadt sonst sehr mühsam werden kann.
Wir haben ein sehr bunt gefächertes Angebot an kulinarischen Führungen und legen entsprechend verschiedene Schwerpunkte fest, was die Märkte, die Weine, die Biere oder die süße Spezialitäten betrifft. Hierbei können wir auf verschiedene Lokale und Cafés zurückgreifen.
Es hat einen Grund, warum wir auf mehrere Partner angewiesen sind: Nicht alle sind immer zur Wunschzeit und für die Teilnehmerzahl verfügbar. Wenn wir den Münsterplatz besuchen oder eine unserer Weintouren begehen, gehört aber auf jeden Fall fast immer das historische Gebäude die «Alte Wache» mit zum Programm, da man in diesem Gebäude nicht nur hervorragende Weine verköstigen kann, sondern man von diesem Gebäude aus auch noch einen tollen Blick auf das Münster und das historische Kaufhaus hat. Der Guide kann während des Besuchs dieses Gebäudes bei einem Gläschen Wein viele Anekdoten und Baugeschichte zum Besten geben.
Freiburg ist bedingt durch die 400-jährige Habsburgische Herrschaft auch österreichisch geprägt, was sich im Tafelspitz, zu der die gekochte Ochsenbrust mit Meerrettichsauce oder Linzer Torte gehört, widerspiegelt. Ansonsten gibt es aber natürlich auch typische Freiburger Spezialitäten. Dazu gehören das Schäufele – geräucherte Schweineschulter –, Bibiliskäse – Kräuterquark –, Brägele – Bratkartoffeln –, Stefans Käsekuchen vom Markt oder auch die Schwarzwälder Kirschtorte, die vor allem für die ausländischen Touristen wichtig ist.
Freiburg ist eine Touristenhochburg und es gibt über 20 Gästeführungsagenturen, erzählt Ulrike Peissl. Schon bald haben die 53-Jährige und ihr Geschäftspartner beschlossen, dass sie sich mit Touren der besonderen Art vom übrigen Markt abheben müssen, um über die Jahre erfolgreich sein zu können. Der kulinarische Schwerpunkt kommt bei den Kunden sehr gut an – und auch Firmen entdecken immer mehr, dass man bei den kulinarischen Touren, wie zum Beispiel der Weinführung oder der Flying Dinner Tour, wunderbar netzwerken kann, wie Ulrike Peissl erklärt.