Sein ganzes Leben hat Marco Santi dem Tanz gewidmet. Nach 35 Jahren Erfahrung im Bühnentanz und als Choreograf ließ sich der gebürtige Turiner unter anderem im Bereich Gyrokinesis und als MBSR-Lehrer ausbilden, bevor er sein Moving Studio gründete – einem Gemeinschaftszentrum für Bewegung, Kreativen Tanz, Yoga und Achtsamkeit. Im Interview erzählt der 56-Jährige, worin sein Fokus liegt und was ihn am Thema Achtsamkeit besonders fasziniert.
Marco begann seine Ausbildung 1976 am Teatro Nuovo di Torino in Turin. An der École de Danse Classique in Monte Carlo setzte er seine Studien fort. Beim Prix de Lausanne gewann er 1981 den Preis für die beste eigene Choreografie sowie ein einjähriges Stipendium an der Ballettschule in Hamburg. Seinem ersten Engagement in Amsterdam folgten viele weitere erfolgreiche Stationen.
Marco liebt Menschen und die Natur. Ein wöchentlicher Spaziergang, egal ob bei Schnee, Regen oder Sonnenschein, muss immer sein. Im Zentrum seines Moving Studios steht eine Kultur der Achtsamkeit, die sich durch das gesamte Kurs- und Therapieangebot zieht. 15 Kursleiter unterstützen ihn, um ein umfangreiches und für St. Gallen einzigartiges Angebot zu ermöglichen.
Ich habe einen guten Yogastil für den „Acht-Wochen-Stressbewältigungs-Kurs“ nach Jon Kabat Zinn gesucht, für den ich schon seit 5 Jahren tätig bin. Ich habe eine Yogastunde bei Susanne Däppen besucht und mein Herz ging voll auf. Ich habe sofort gemerkt, dass „Heart of Yoga“ genau das war, wonach ich viele Jahre gesucht hatte. Ich kannte ein sehr leistungsorientiertes Yoga für Tänzer, aber das hat mich nie angesprochen. „Heart of Yoga“ ist ein prozess- und atemorientiertes Yogas. Das bedeutet, die bewusste spezifische Atmung bildet die Basis. Die Bewegungen bzw. Stellungen werden synchron zu diesem bewusst regulierten Atem ausgeführt. Dies führt in eine konzentrierte Haltung und in einen aufmerksamen, selbsterforschenden, inneren Prozess. „Heart Of Yoga“ wurde von Mark Whitwell entwickelt, der Schüler von Sri Krishnamacharya war, und als einer der einflussreichsten Yogalehrer des 20. Jahrhunderts gilt. Jedes Üben ist eine Verabredung mit dem Leben und dem eigenen Atemstrom, der in dieser Yogatradition in neuer Form seinen Ausdruck findet. Dieses Yoga ist für mich keine flüchtige Begegnung, sondern ein „Treffen mit dem Wandel“. Durch das Ein- und Ausatmen begegne ich der belebenden, prickelnden Energie des Seins.
Der Sinn meiner Arbeit ist, Menschen ein Werkzeug zu geben, damit sie tägliche eine „Verabredung mit sich selbst“ treffen – durch verschiedene Meditationsformen wie der Achtsamkeitsmeditation, dem autogenen Training, Yoga oder Gyrokinesis. Deshalb muss ich selbst jeden Tag meine eigene Praxis vertiefen. Das gibt mir die Basis, auf der ich den Alltag besser bewältigen kann. Jeder Augenblick ist eine Gelegenheit, Achtsamkeit zu kultivieren und zu pflegen. Gerade in einer von Digitalisierung geprägten Welt und Wettbewerbsgesellschaft ist es sehr wichtig, Inseln zu schaffen, auf denen man sich wieder selbst finden kann. Akzeptanz, Vertrauen und Geduld bilden eine starke Basis, um weniger Leid für sich und andere zu verursachen. Im täglichen Yoga bzw. der Mediation kann ich allem begegnen und lernen, den gegenwärtigen Moment so zu akzeptieren, wie er ist, und damit zu sein. Einfach eins zu sein.
Selbstliebe, Akzeptanz, Geduld, Vertrauen, Loslassen, nicht haften, nicht bewerten und Humor sind die Merkmale für die Kultivierung der Achtsamkeit. Jeder Augenblick ist eine Einladung zu praktizieren. Die Kurse richten sich an Menschen, die lernen wollen, ihren Atem bewusst lenken zu können bis in verschlossene Bereiche, an Menschen mit Freude an Bewegung, am tänzerischen Ausdruck und Geduld mit ihrem Körper haben, bis dieser das Gelernte integriert hat.
Seitdem ich das alles praktiziere, hat sich mein Leben komplett verändert. Mein Umgang mit Gefühlen und Gedanken ist ganz anders geworden. Ich entwickle mehr Mitgefühl für mich und andere. Es ist nicht immer einfach, aber mach- und lernbar. Mein Leben ist eine ständige Wandlung. Es ist dauernd in Veränderung, eine Reise, die kein Ende findet. Ob Arbeit, Beziehungen, Freundschaften, Geld, Sex, Liebe – man kann nie achtsam genug sein.
Selbstliebe, Akzeptanz, Vertrauen und Loslassen, aber auch Humor sind Merkmale für die Kultivierung der Achtsamkeit. Marco Santi war lange auf der Suche nach einem Yogastil, der zu ihm passte. Heute unterrichtet er Menschen, die lernen wollen, ihren Atem bewusst zu lenken und die Freude an Bewegung und am tänzerischen Ausdruck haben. Der 56-Jährige lehrt seine SchülerInnen, Geduld mit ihren Körpern zu haben, bis diese das Gelernte integriert haben.