Eine Hochzeit ohne eine individuell gefertigte Torte ist kaum vorstellbar. Aber auch zu anderen Anlässen werden besondere Torten kreiert und jede dieser Torten ist einzigartig. Wer staunt nicht beim Anblick einer solchen perfekt gestalteten Torte und fragt sich, wie man so ein essbares Kunstwerk wohl hin bekommt?
Wir haben mit einer Frau gesprochen, die das genau weiss, die 33-jährige Xuân-Minh Fritschy. Sie wurde in Lausanne geboren, hat Schweizer und Vietnamesische Wurzeln und lebt seit 1991 in Zürich, und die seit 2013 in ihrem Unternehmen „Minh Cakes“ wunderschöne Torten und zauberhafte Cupcakes kreiert. Sie entschied sich für “Minh Cakes” als Firmennamen, da er wohl ziemlich einzigartig ist. Aber auch, da sie fürchtete, ihr voller Vornamen “Xuân-Minh”, der vietnamesisch ist und Frühlingslicht bedeutet, könnte den meisten Leuten zu kompliziert sein. Durch den Firmennamen kennen viele Menschen sie unter dem Namen “Minh”, aber sie wird lieber Xuân-Minh genannt.
Ursprünglich begann ihr beruflicher Werdegang als diplomierte Webdesignerin. Beruflich wollte sie etwas tun, was kreativ und produktiv ist und bei dem ein sichtbares Resultat entsteht. Privat begeisterte sie sich schon immer für kochen, backen und isst für ihr Leben gern, aber dies zu verbinden, kam ihr zunächst nicht in den Sinn. Erst im Verlauf eines Sabbatical-Jahres in Spanien 2012 führte eine Übung aus dem Buch “The Artist’s Way” von Julie Cameron, das sie studierte, um wieder Zugang zu ihrer Kreativität zu finden, dazu, dass sie lernte, Cupcakes zu verzieren. Diese hübschen Süssigkeiten hatten sie schon ihr Leben lang verzaubert. Und da sie das noch nie gemacht hatte, entsprach diese Tätigkeit der Herausforderung, die in der Aufgabe gestellt wurde. Ihren ersten Cupcake verzierte sie mit einem, aus einer Plastiktüte selbstgebastelten, Dressierbeutel. Das Resultat hat sie so glücklich gemacht, dass sie im Selbststudium die Kunst des Cake Design erlernte, übte und übte und ihre Fortschritte in einem Blog dokumentierte.
Bei ihrer Rückkehr nach Zürich beherrschte sie die Kunst schon so perfekt, dass sie ihre Kenntnisse in Cupcake-Kursen weitergeben konnte. In ihrer Freizeit lernte sie, Zuckerblumen von Hand zu fertigen. Und als ihr Ende 2013 ein passendes Lokal zur Miete angeboten wurde, wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit und begann, filigrane Hochzeitstorten und auch weiterhin Kurse anzubieten. Inzwischen steht ihr Unternehmen auf drei Grundpfeilern, die massgeschneiderten Hochzeitstorten mit dem Schwerpunkt auf handgemachten Zuckerblüten, die Tortenkurse, in denen sie seit 2013 schon 1300 Teilnehmer in die Kunst des Cake Design eingeführt hat und der Cake Tool-Shop, in dem die nötigen Spezialwerkzeuge erhältlich sind. Bei ihrer Arbeit wird sie nun von zwei Teilzeit-Mitarbeitern für die Reinigung und für das Büro, sowie zwei externen Dozentinnen beim Unterricht in den Kursen unterstützt.
Das Atelier, in dem sie produzieren und wo die Kurse stattfinden, befindet sich in Zürich. Es ist ganz liebevoll und sehr feminin eingerichtet, damit sich alle Besucher wohl fühlen. Es ist aber kein Laden und es gibt keine Öffnungszeiten für Laufkundschaft. Interessierte Tortenkunden melden sich via Webseite – im Idealfall mehrere Monate vor ihrem Event, da die Kapazität für die Produktion sehr begrenzt ist. Die Anfertigung einer Designertorte nach Mass dauert 3 bis 5 Tage und will gut geplant sein. Die Brautpaare kommen zu einer Design- und Tasting-Sitzung und gestalten zusammen mit Xuân-Minh ihre Torte. Dabei kann auf fast alle Wünsche eingegangen werden.
Die Kurse gab es schon, bevor ich Torten verkaufte! Ich sah einen Bedarf nach dieser Art von Kursen und stieg als eine der Ersten in Zürich ein – ich mietete tageweise ein Kochstudio und hielt am Wochenende Cupcake-Kurse ab. Mit meinem Webdesign-Wissen hatte ich schnell eine ansprechende Homepage gestaltet und die Kurse liessen sich damals sehr erfolgreich auf Facebook bewerben. Vom ersten Tag an waren die Kurse praktisch ausgebucht. Mit dem Einzug ins Atelier Anfang 2014, konnte ich dann auch richtige Tortenkurse anbieten. Dabei war mir schon immer wichtig, ein Praxiswissen zu vermitteln, das von den Teilnehmern auch zuhause umgesetzt werden kann.
Die Tortentechnik, welche wir anbieten, lernen wenige Konditoren in der Grundausbildung, da es sich hierbei um eine vertiefte Spezialisierung handelt. Die Fondant-Torten mit dem glatten Überzug stammen aus dem englischsprachigen Raum und erfreuen sich seit einigen Jahren grosser Beliebtheit bei uns. Als Perfektionistin habe ich mich auf ein makelloses Finish, sowie besonders filigrane Zuckerblumen spezialisiert. Um diese Techniken zu erlangen, aber auch für Business Coachings, werde ich immer öfter für einen Tag Privatkurs gebucht. Jeder Kurs wird nach individuellen Wünschen gestaltet und die Kunden erhalten einen personalisierten Ablauf, von dem sie am meisten profitieren können. Kürzlich war eine Teilnehmerin bei mir und hat mit meiner Unterstützung eine dreistöckige Hochzeitstorte für ihre Mama gemacht! Ein solches Projekt benötigt nicht wenige Spezialwerkzeuge, viel Arbeitsfläche und einen grossen Kühlschrank, und ist darum zu Hause kaum realisierbar – hier springen wir ein.
Ganz einfach: Weil ich gerne mit Menschen zusammen bin. Das Tortenzaubern kann eine ziemlich einsame Sache sein. Ich liebe den Austausch mit den Teilnehmern, vor allem wenn man gemeinsam über verschiedene Techniken fachsimpeln kann. Und ganz besonders schön ist der Moment, in dem eine Teilnehmerin ihr Backwerk fertigstellt und selbst staunt, dass sie so etwas Schönes herstellen konnte. Das schönste Kompliment, das ich jeweils erhalte, ist: “Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine schöne Torte selber machen könnte!”. Und wenn sie sich gleich für den nächsten Kurs anmeldet, weil sie das Backfieber gepackt hat.
Der zweite Grund: Ich bin leidenschaftliche Gastgeberin und tue alles, damit sich die Teilnehmer wohlfühlen und ein Erfolgserlebnis haben. Das Atelier ist mit vielen liebevollen Details ausgestattet, wie zum Beispiel leckere Getränke und Snacks, ein Regal extra für die Handtaschen etc., welche zu einem super Ambiente beitragen. Wenn die Leute bei mir happy sind, bin ich auch happy.
Als kreativer Foodie mit Sinn fürs Ästhetische gefällt mir so Vieles, dass ich Mühe hätte, mich für einen Liebling zu entscheiden! Die ersten Geschäftsjahre habe ich ganz sicher die visuelle und geschmackliche Perfektion verfolgt. Die Torten, welche mit Fondant (Zuckermasse) überzogen sind, sehen aus wie aus Porzellan gemacht. Irgendwie ganz überirdisch und man traut sich fast nicht, das Kunstwerk anzuschneiden, das mit so vielen Arbeitsstunden entstanden ist.
So hat mich der Perfektionswahn 2017 in ein Burnout getrieben. Seither versuche ich im Rahmen meiner Genesung, das Leben wieder mehr zu geniessen. Zurzeit ziehen mich sicher deshalb auch gluschtig aussehende Torten, die genussreich aussehen, sehr an: Eine glänzende Schokoladeglasur, die gerade richtig über die Torte tropft, pralle rote Beeren, eine luftige Mousse-Füllung… so dass man am liebsten in der Torte versinken würde!
Als “Trend” stelle ich fest, dass immer mehr Leute sich bewusster ernähren möchten. Vegan oder glutenfrei backen finde ich interessant und ich mache immer wieder Experimente, um dabei Neues zu lernen. Zucker, Mehl und Butter sind nun nicht die gesündesten Zutaten. Aber wenn eine Torte von Hand, mit hochwertigen lokalen Zutaten und mit viel Liebe hergestellt wurde, ist sie meiner Meinung nach immer noch gesünder als jede maschinell produzierte Torte.
So oder so versuche ich auf meine TeilnehmerInnen zu hören, da wir von ihnen immer wieder tolle Ideen für neue Kurse bekommen. Ich bin derzeit an der Planung für den Winter 2018/2019 dran, und ihr dürft euch jetzt schon auf ein spannendes Kursprogramm freuen!
Ganz klar die Milchschokolade-Osterhasen vom Migros – und zwar nur die Ohren! Eine Packung Truffes von einem guten Chocolatier würde ich wohl auch noch retten.
Gerne würde ich noch auf unseren Tortenblog hinweisen (www.minhcakes.ch/blog) Seit Herbst 2016 publiziere ich regelmässig Rezepte, Tutorials und Tortentipps und Tricks. Zurzeit in Form von wöchentlichen Live-Videos auf Facebook, die ich danach im Blog, mit zusätzlichen Fotos und dem Rezept, einbinde. Der direkte Austausch mit der Community macht mir wahnsinnig Spass. Auch freue ich mich immer riesig, wenn TeilnehmerInnen ihre Kunstwerke auf Instagram mit @minhcakes markieren, damit ich verfolgen kann, was sie alles nach dem Kurs kreieren.
Die Bezeichnung passt wohl wirklich zu den Kreationen, die im Cake Design entstehen. Fast zu schade, um gegessen zu werden, aber dafür werden sie ja gemacht. Es macht bestimmt sehr viel Freude, selbst zu lernen, wie man solche wunderschönen Torten und Cupcakes anfertigen und seine Gäste mit Eigenkreationen überraschen kann. Vielen Dank an Xuân-Minh Fritschy von minhcakes.ch für dieses informative und inspirierende Gespräch.