Diese Jugendkultur, zu der nicht nur die Graffitis gehören, sondern auch eine bestimmte Musik- und Tanzart hat sich den in den 70er-Jahren in den afroamerikanischen Ghettos von New York entwickelt: der Hip-Hop. Mittlerweile ist die Hip-Hop-Kultur überall auf der Welt zu finden, auch in der Schweiz – zum Beispiel in Thun, wo sich das Tanzstudio «The Yard – dance & culture district» befindet.
Eröffnet wurde das Tanzstudio als Verein von den vier Gründern Jessica Rieben, Michael Zurflüh, Aaron Lannutti und Dominik Graf, wobei die beiden letztgenannten Mitglieder einst Schüler von Jessica Rieben und Michael Zurflüh waren. Für beide Lehrer spielte das Tanzen von klein auf eine grosse Rolle. So berichtet Jessica Rieben zum Beispiel, dass sie schon als Kind an verschieden Wettkämpfen – auch an den Schweizer Meisterschaften und Weltmeisterschaften – teilgenommen hat.
Trotz ihres Talentes verfolgte die 30-Jährige am Anfang keine reine Tanzkarriere. Sie liess sich stattdessen in einem Treuhandbüro zur kaufmännischen Angestellten ausbilden. Nachdem sich jedoch zeigte, dass sie auch als Tanzlehrer tätig sein kann, entschied sie ihren Job im Treuhandbüro auf 30 Prozent zu reduzieren.
Mike: Ich hatte es mir weder als Ziel gesetzt noch war es geplant, dass ich unterrichte. Ich wurde angefragt, ob ich die Stellvertretung übernehmen würde und dabei ist mir aufgefallen, dass mir das Unterrichten Spass macht. Zudem bekam ich auch gute Feedbacks zurück und kurz darauf kam die Anfrage, ob ich meine eigene Klasse unterrichten will.
Jessy: Bei mir ist da ähnlich abgelaufen: Ich fing zuerst mit einzelnen Stellvertretungen an und bald darauf hatte ich auch meine eigenen Lektionen.
Es gibt zwei wichtige Faktoren: Freude und Motivation. Das sind die besten Voraussetzungen, um zusammen arbeiten zu können.
Unsere Schüler sind meistens zwischen 7 bis 25 Jahre. Ein kleiner Teil davon ist zwischen 30 bis 40 Jahre alt. Aber wir haben keine Altersbeschränkungen. Talent und Lust zu tanzen kann schliesslich auch eine Sechsjährige haben.
Mike: Also ich war während meiner ersten Tanzlektion sehr aufgeregt und schüchtern – gleichzeitig aber auch voll motiviert. Am Anfang bereitete mir das Aufnehmen Mühe.
Jessy: Ich habe mich sehr darauf gefreut, aber ich war auch eher schüchtern. Da das Umfeld aber sehr angenehm war, habe ich mich sehr schnell wohl gefühlt, was mir dabei half, meine Hemmungen abzubauen. Das ist mir als Tanzlehrerin auch bei meinen Schülern wichtig: Dass sie sich wohl fühlen und eine Harmonie verspüren.
Nein ganz und gar nicht. Hip-Hop ist wirklich für alle geeignet: für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und auch für Mädchen und Jungs. Und das ist doch das Schöne daran: Es spielt keine Rolle, woher man kommt, was man für ein Alter oder Geschlecht hat – es ist ein globaler Tanzstil. Selbstverständlich: Das Bild eines männerdominierenden Hip-Hops herrscht vor. Aber die Frauen waren schon immer ein Teil des Hip-Hops. Und gerade jetzt bewegt sich etwas in der Szene: B-Boys und B-Girls setzen sich dafür ein, dass die Frauen mehr Anerkennung bekommen.
Offen sein für verschiedene Stilrichtungen, aber sich trotzdem auf etwas zu spezialisieren. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig genauso wie körperlich fit zu sein. Darüber hinaus muss man flexibel sein können, das heisst, für den Fall der Fälle immer einen Plan B oder Plan C in petto haben, weil nicht immer alles funktioniert, wie man es möchte. Und nicht vergessen: Die Freude und die Leidenschaft nicht verlieren und stetig weiterentwickeln, indem man sich damit befasst. Das Wichtigste ist aber, den Mut zu haben und es auszuprobieren.
In der Tanzschule «The Yard-dance & culture district» in Thun geht es nicht nur darum, tanzen zu lernen. Vielmehr sind die Gründer daran interessiert, ihren Schülern beizubringen, was die Hip-Hop-Kultur ist. Ob einem diese Kultur zusagt, kann man herausfinden, indem man einen Schnupperkurs besucht. Die Lektion ist gratis und soll dazu dienen, den potenziellen Schülern den Tanz schmackhaft zu machen.