Der Fitness-Boom nimmt kein Ende. Auch im Januar 2019 verzeichneten die Schweizer Fitnessstudios wieder den schon traditionell größten Mitgliederzuwachs des Jahres. Dank der vielen guten Vorsätze, die noch im alten Jahr gefasst wurden, herrscht in den Muckibuden zu Jahresbeginn Hochsaison. Erwartungsgemäß ebbt der Besucherstrom schnell wieder ab, vielen ist das immergleiche Zirkeltraining einfach zu öde. Eine gute Alternative könnte Fitness-Boxen sein. Beim Boxen wird der ganze Körper beansprucht, wobei der Zeitaufwand relativ gering ist. Monotonie kommt dabei nicht auf, spätestens die Sparringsrunden verlangen die volle Aufmerksamkeit der Boxer und Boxerinnen.
Mit den Vorteilen des Boxtrainings kennt sich Günter Imminger, 54, bestens aus. Der gebürtige Deutsche und Wahlschweizer ist Trainer bei Boxfit St. Gallen und begeisterter Kampfsportler. Vor dem Boxen hat er schon Kyokushinkai Karate und Wing Tsun Kung Fu betrieben. Am Kampfsport fasziniert ihn, dass jeder Partner oder Gegner ihn vor eine neue Herausforderung stellt, so lernt er immer wieder dazu.
Sportbegeistert war der gelernte Textilveredler immer schon. Egal ob Joggen, Velofahren, Gleitschirmfliegen oder Turnier-Billard. Sport ist fester Bestandteil seines Lebens. Seit 2006 ist er Mitglied bei Boxfit St. Gallen, erst hat er selbst mittrainiert, jetzt leitet er das Training. Neben seinem Hauptberuf, als Industriemeister in der Textilbranche, hat er sich zum Fitnessinstruktor und Boxtrainer, beides mit Diplom, weitergebildet.
Ich denke der Grund ist das sehr zeitintensive Training, um auf professioneller Ebene bestehen zu können. Dem großen Aufwand steht in der Schweiz meist leider nur eine geringe finanzielle Entlohnung gegenüber. In Deutschland oder England ist der professionelle Bereich stärker aufgestellt, aber auch dort können nur die Besten davon leben. Swiss-Boxing (swissboxing.ch) hat jedoch einen starken Amateurbox-Verband, der auf hohem Niveau arbeitet.
Das Mindestalter in unserem Club ist bei 16 Jahren und natürlich trainieren bei uns auch Frauen. Boxen ist ein fantastisches Ganzkörpertraining, für alle Geschlechter gleichermaßen. Allerdings sind nur wenige Frauen bereit, auch Wettkampfsparring, dabei sind Kopftreffer erlaubt, zu machen. Im Training haben wir für das Sparring in der Regel zwei Gruppen. Die erste macht „bedingtes Sparring“, das heißt, es sind nur Körpertreffer erlaubt. Die zweite Gruppe ist im „freien Sparring“, hier wird nach den offiziellen Meisterschafts-Regeln geboxt.
Wir fangen mit einem etwa 25-minütigen Warmup an. Dazu gehören Bodyweight-Übungen, Situps, Pushups, Schattenboxen und das Springseil. Danach kommt der technische Teil, hier werden diverse Boxtechniken gelernt. Im Anschluss folgen drei Runden Sparring. Danach nochmals Bodyweight-Übungen und zum Abschluss eine Runde Stretching.
Ganz wichtig ist: Geduld. Boxen ist ein sehr umfangreiches Training. Dazu gehören Kraft, Ausdauer, Reflexe, Technik, Schnelligkeit, Koordination und natürlich gegenseitiger Respekt. Es braucht, je nach Talent, eine gewisse Zeit, bis all dies zusammen funktioniert. Um auf Wettkampfebene bestehen zu können sind mindestens ein bis zwei Jahre Vorbereitung nötig. Boxen ist sicherlich das kompletteste Ganzkörpertraining. Möchte man im Fitnessboxen bleiben, also ohne Wettkämpfe, ist es sicherlich auch die effektivste Trainingsmöglichkeit.
Boxen verlangt den Athleten viel ab, sowohl körperlich als auch mental. Wer sich aber der Herausforderung stellt und am Ball bleibt, wird dafür reichlich belohnt. Von den Zehen bis in die Fingerspitzen, wird der ganze Körper geschult. Selbst erfahrene Boxer, wie Günter Imminger, werden fortwährend vor neue Herausforderungen gestellt. So wird das Training nie langweilig und im Gegensatz zu vielen schon vergessenen Neujahrsvorsätzen hinterlässt ein Besuch im Ring ja vielleicht bleibenden Eindruck. Wir bedanken uns bei Günter Imminger für das aufschlussreiche Gespräch.